USA spionieren brasilianische Unternehmen aus

15 September 2013

Der US-Geheimdienst könnte in Brasilien Wirtschaftsspionage betrieben haben. Nachdem der nordamerikanische Geheimdienst NSA beim staatlichen Energiekonzern Petrobras Dateien und Kommunikationsnetze ausspioniert haben soll, nimmt in Brasilien der Verdacht zu, dass vor allem ökonomische Gründe hinter den Abhörungen stecken könnten. Auch Telefonate und E-Mails der Präsidentin waren vom US-Spionagedienst abgehört worden, wie brasilianische Medien nach Enthüllungen durch den übergelaufenen Geheimdienstmitarbeiter Snowden berichtet hatten.
USA-Besuch auf der Kippe

Es scheine vorrangig weder um Terrorismusbekämpfung noch um Sicherheitsfragen bei den Aktivitäten des US-Gemeindienstes in Brasilien zu gehen, sagte Staatschefin Dilma Rousseff, sondern vor allem um ökonomische und strategische Aspekte. Nun steht der für Ende Oktober geplante Staatsbesuch der brasilianischen Präsidentin in den USA auf der Kippe. Am Mittwoch wollen die USA dem angereisten brasilianischen Aussenminister die Hintergründe der Spionageaktivitäten erklären. Doch das wird nicht verhindern, dass sich die Aussichten für die Wirtschaftsbeziehungen verdüstern werden. Brasilianische Senatoren fordern, dass bei der für den 21. Oktober geplanten Auktion der Lizenz des Ölfeldes «Libra» vor der Küste Brasiliens nordamerikanische Ölkonzerne ausgeschlossen werden. Dabei geht es um eine der grössten Ausschreibungen der Erdölbranche 2013.

Die brasilianische Regierung hofft dabei, rund 15 Mrd. $ einzunehmen. Auch wenn die Ölaufsichtsbehörde und der zuständige Minister an einer offenen Ausschreibung festhalten, ist abzusehen, dass die Folgen des Skandals für die USA wirtschaftlich und politisch noch teuer werden dürften. Brasiliens Politiker und Unternehmer fühlen sich hintergangen. Denn sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entwickelt – vor allem auf Initiative der USA. Das ist nicht wenig in einer Region, in der die USA über Jahrhunderte offen und verdeckt eingegriffen haben, um ihre politischen und wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen. Europäische Firmen mussten überrascht feststellen, wie eine geschickte US-Diplomatie den nordamerikanischen Firmen in Lateinamerika Platzvorteile verschaffte: Seit der Wirtschaftskrise haben die US-Konzerne ganz Lateinamerika als eine ihrer potenziellen Wachstumsregionen auserkoren, die sie nicht kampflos China und den Europäern überlassen wollen. Das gilt vor allem für heikle Bereiche wie Rüstung, Telekom und Informationstechnologie. Boeing hat etwa mit dem brasilianischen Flugzeugbauer Embraer eine strategische Partnerschaft vereinbart – und hofft im Gegenzug auf milliardenschwere Rüstungsaufträge. Wie etwa einen Auftrag für eine neue Jagdfliegerflotte im Wert von 4,3 Mrd. $, an der auch die schwedische Gripen und die französische Dassault interessiert sind. Inzwischen lassen die USA erstmals den brasilianischen Flugzeugbauern Rüstungsaufträge zukommen und binden die Brasilianer so enger an sich.
Chance für Europas Firmen

Doch diese neue Zusammenarbeit steht nun auf dem Prüffeld: Denn alle Vertrauen schaffenden Massnahmen der USA waren in Lateinamerika immer von grossem Misstrauen begleitet gewesen, ob die USA nicht doch wieder nur und vor allem die eigenen Interessen durchsetzen würden. Die Skeptiker sind nun bestätigt. Bei europäischen Rüstungs- und Technologiekonzernen werden die neuen Spannungen mit den USA als Chance gesehen. Denn anders als in den USA, wo der Kongress jeden heiklen Technologietransfer blockieren kann, werben europäische Firmen mit echtem Know-how-Transfer.

Quelle...lesen Sie weiter...=>  www.nzz.ch

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