Arbeitskräftemangel in Brasilien

01 November 2013
In Brasilien qualifizierte Arbeitskräfte zu finden ist laut einer Studie der Nationalen Vereinigung der Industrie (Confederação Nacional da Indústria, kurz: CNI) eines der größten Probleme der Unternehmen. Rund 65 Prozent aller Firmen in den Branchen zur Förderung von Rohstoffen und deren Weiterverarbeitung gaben bei einer Umfrage an, in den letzten Jahren Schwierigkeiten gehabt zu haben, geeignetes Personal zu finden.

Der Studie zufolge ist es vor allem für große und mittelständische Unternehmen problematisch qualifiziertes Personal zu akquirieren. Die Zahl der großen Unternehmen, die zugaben dieses Problem zu kennen, stieg in den vergangenen beiden Jahren um zwei Prozentpunkte auf 68 Prozent.

Nach Angaben der CNI könnte sich das Problem noch ausweiten, falls sich die Wirtschaft Brasilien weiter erholt und erneutes Wachstum aufweist. Wenn es selbst in Zeiten der Stagnation schwierig ist, gutes Personal zu finden, so erklärt der Leiter der Studie Renato da Fonseca, verschlimmere sich die Problematik in einer Phase des Wirtschaftswachstums.

Fonseca gab weiter an, dass es in allen Bereichen der Unternehmen an Fachpersonal fehle: vom einfachen Lagerarbeiter bis hin zu leitenden Posten in der Geschäftsführung. Besonders häufig werden Techniker gesucht. Rund 90 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, keine geeigneten Techniker zu finden. Auch im Marketing, in der Administration und im Ingenieursbereich haben rund 61 – 67 Prozent der Firmen Probleme.

Um dem Fehlen an qualifizierter Arbeitskraft entgegen zu wirken, haben die Unternehmen laut Studie begonnen, ihr bereits vorhandenes Personal intern auszubilden.  

Quelle..lesen Sie weiter...=> www.brasilnews.de

 

Mangel bedroht Industriestandort / AHK São Paulo veröffentlicht Ratgeber für die Suche nach Mitarbeitern / Von Oliver Döhne

São Paulo (gtai) - Brasiliens Wirtschaft drängt in die Weltspitze, spürt aber nach dem Wachstumshype seine strukturellen Schwächen. Bremsend wirkt unter anderem die Knappheit an qualifizierten und erfahrenen Arbeitskräften. Doch die konservative Einstellung von Unternehmen und der Regierung scheint sich endlich zu ändern. Deutsche Firmen finden ab Ende November 2012 Ratschläge und Informationen in der Publikation "Qualifizierte Arbeitskräfte in Brasilien 2013/14" der AHK São Paulo.

Brasilien hat nach Angaben der meisten Beobachter in den vergangenen zwei Jahrzehnten vieles richtig gemacht. Die Stabilitätspolitik, die der damalige Präsident Fernando Henrique Cardoso 1995 mit dem Programm Plano Real anstieß, befreite das Land von unkontrollierten Schwankungen der Wirtschaftskraft. Cardosos Nachfolger Lula da Silva ergänzte diese Linie um eine soziale Komponente. Auch wenn Brasilien weiterhin mit einem großen Einkommensgefälle zu kämpfen hat, führten Programme wie Bolsa Familia und ein aufnahmefähiger und stabiler Arbeitsmarkt zu einer deutlichen Steigerung des verfügbaren Einkommens.

Da die Konsummöglichkeiten lange schwach ausgeprägt waren, liegt der Pro-Kopf-Verbrauch vieler Güter noch weit unter dem Standard von Industrieländern, so dass ein hohes organisches Wachstumspotenzial für die kommenden Jahre besteht. Als Folge sehen Unternehmen aus der ganzen Welt ein Engagement auf dem 200 Mio.-Einwohner-Markt Brasilien nicht mehr als riskantes Abenteuer, sondern als logischen Schritt einer konsequenten Globalisierungsstrategie. Dieser Schwung brachte Brasilien weltweit Aufmerksamkeit, hohe neue Direktinvestitionen und ein Wachstum von 7,5% im Jahr 2010.

Momentan kommt das Land jedoch vom Wachstumskurs ab. Die Industrie stagniert, Investitionen bleiben aus und das Wirtschaftswachstum 2012 wird wohl unter 2,0% liegen. Dazu überschwemmen asiatische Produkte den Markt und Brasilien erkennt, dass es im verschärften internationalen Wettbewerb kostenmäßig nicht mehr mithalten kann.

Nachdem ihre Vorgänger stabile Rahmenbedingungen und einen starken Inlandsmarkt geschaffen haben, scheint die Aufgabe von Präsidentin Dilma Rousseff nun die Wiederbelebung der internationaler Wettbewerbsfähigkeit zu sein. Dabei ist, neben dem Ausbau der Infrastruktur, der Mangel an qualifizierten und erfahrenen Arbeitskräften ein zentraler Punkt.

Dieser Mangel hat mehrere Ursachen. Zum einen sorgte die zeitgleiche Hochkonjunktur in vielen Branchen wie Bau, Öl- und Gas, Telekommunikation und IT für eine schnelle Erschöpfung des Personalpools. Besonders in den technischen Berufen ist die Nachfrage groß. Studenten der Ingenieurwissenschaft bekommen schon vor ihrem Hochschulabschluss zahlreiche Jobangebote, für sie besteht faktisch eine Beschäftigungsgarantie.

Im Management hat das elitäre Bildungssystem, das den Zugang zu den exzellenten staatlichen Universitäten nur über teure private Schulen ermöglicht, das Angebot derart ausgedünnt, dass Manager in Brasilien zurzeit mehr verdienen als in den USA. Zudem reichen die Fähigkeiten solcher Executives im scharfen internationalen Wettbewerb heute oft nicht mehr aus.

Ein weiterer Grund für den Mangel an geeigneten Arbeitskräften ist die bis vor kurzem vorherrschende "Hire & Fire"-Mentalität der brasilianischen Unternehmen, die dem Mehrwert von mittel- und langfristiger Personalplanung sowie Investitionen in Humankapital lange kritisch gegenüberstanden. Dazu kommt die ebenfalls nur auf kurze Verweildauern in einem Unternehmen ausgelegte Karriereplanung junger brasilianischer Fach- und Führungskräfte.

Doch diese kurzfristige Einstellung stößt jetzt an ihre Grenze, denn momentan leidet die gesamte brasilianische Industrie unter dem Mangel an Arbeitskräften. Zudem gräbt die hochproduktive und günstiger produzierende Konkurrenz Brasiliens Industrie nicht nur auf Exportmärkten das Wasser ab, sondern auch auf dem profitablen Inlandsmarkt.

Die meisten Experten sind sich einig, dass Brasilien - will es mit der asiatischen Konkurrenz mitzuhalten - nichts anderes übrigbleibt, als die Produktivität zu steigern und das Innovationsklima zu verbessern. Beides ist nur mit gut ausgebildeten und motivierten Mitarbeitern realisierbar, die sich mit ihre Kreativität für eine ständige Verbesserung der Arbeitsprozesse einsetzen und mit steigender Arbeitserfahrung aufnahmefähiger für neue Technologie werden. Das Regierungsabkommen zwischen Deutschland und Brasilien zur Förderung der dualen Ausbildung ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung.

Das Umdenken muss nach Expertenmeinung auch einbeziehen, dass Brasilien als Zweitmarkt für Produkte, die in den Industriestaaten die Marktreife bereits überschritten haben, ausgedient hat. Vielmehr kommt es darauf an, eigene Innovationen und Qualität zu entwickelt. Die derzeitige Flaute in der Weltwirtschaft stellt eine Chance dar, die Bremse der fehlenden Arbeitskräfte zu lösen und den Industriestandort Brasilien auf die nächste Konjunkturwelle vorzubereiten. "Die spannende Frage ist, ob Brasilien es schafft, den rasanten technischen Fortschritts mit einer ebenso dynamischen Ausbildung seiner Arbeitskräfte zu begleiten", sagt Martin Gebhardt, Leiter der Berufsbildungsabteilung der Deutsch-Brasilianischen Industrie- und Handelskammer São Paulo.

Deutsche Unternehmen, die in Brasilien aktiv sind oder aktiv werden wollen und Personal suchen, erhalten wertvolle Ratschläge in der aktuellen Publikation "Qualifizierte Arbeitskräfte in Brasilien 2013/14 - Praxisratgeber für die Rekrutierung von Mitarbeitern" der Deutsch-Brasilianischen Industrie- und Handelskammer São Paulo. Die Publikation wird voraussichtlich Ende November 2012 erscheinen und ist erhältlich unter http://www.ahkbrasil.com.

Quelle...lesen Sie weiter...=>  www.gtai.de

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